Nexus-Akademie: Zukunftsfragen im Spiel zwischen den Disziplinen

von Vincent Czyrnik

Im Herzen des Bergischen Landes trafen sich Anfang August über zwei Dutzend Studierende und Dozenten zur Nexus-Akademie 2019. Genau gesagt fand das fünftägige Treffen auf dem sogenannten „Zauberberg“ statt – der Theodor-Heuss Akademie in Gummersbach, wo eifrig über kontroverse Themen doziert und diskutiert wurde.
Gleich am ersten Abend stand das polarisierende Thema der sozialistischen Kalkulationsdebatte auf dem Programm. Dazu verglich der Berliner Ökonom Kalle Kappner die beiden Denker Friedrich August von Hayek – zugleich Namensgeber des Seminarraums – und Abba Lerner. Gleich zeigte sich unter den Teilnehmern eine fruchtbare Diskussionskultur, welche im Laufe der Akademie standhielt und zur Entwicklung und zum Austausch von Ideen beitrug.
Am zweiten Tag stand dann die erste von vier Nexus-Kombinationen an: Das bedeutet gemäß dem Wort Nexus die Verbindung zweier Wissenschaften. So wurden beispielsweise Ökonomik und Linguistik verbunden. Ziel dieses interdisziplinären Prinzips war der Zugang zu neuen Gebieten der Wissenschaften. Daraus ergaben sich Fragen wie: Entwickelt sich Sprache effizient? oder Werden wir bald alle eine einheitliche Sprache sprechen? Die weiteren Nexus-Kombinationen waren Physik-Geschichte, Mathematik-Psychologie und Philosophie-Biologie. Anschließend sorgte die Diskussion über die nun immer weiter fortschreitende Künstliche Intelligenz (KI) für Zündstoff. So stehen wir vermutlich vor oder befinden uns sogar schon in der vierten industriellen Revolution und müssen die Gefahren und Potenziale der Technologie abschätzen. Die Diskussion über KI gehörte der Disziplin Kairós-Thema an, was verdeutlich, dass wir nun an dem Punkt der Geschichte stehen, entscheiden zu müssen, inwieweit wir KI zulassen – oder verhindern wollen. An den Folgetagen waren weitere Kairós-Themen der effektive Altruismus – mit der Frage, wie wir unser gut gemeintes Motiv, helfen zu wollen, effektiver einsetzen könnten – oder der Markturbanismus – welcher eine Liberalisierung der Stadtplanung fordert. Am Abend des zweiten Tages dozierte Dr. Arash Molavi Vasséi über das Thema „Homo oeconomicus und seine Kritiker“ über welches im Anschluss im „Heuss-Club“ bei Bier und Wein weiter debattiert werden konnte.
Der dritte Tag sprach erneut Vasséi über ein weiteres Kairós-Thema: Mechanism Design und Marktalgorithmen. So gilt es zu entscheiden, inwieweit wir ökonomische Ansätze zur Verbesserung der Versorgungssysteme wie die Tafeln in Deutschland oder Feeding America in den USA einsetzen möchten. Dann wurde es für die Teilnehmer interaktiv: sie wurden in einem Prognosespiel aufgefordert, Anhand verfügbarer Informationen Sachverhalte einzuschätzen. Beispielsweise sollten Aussagen über die Anzahl der McDonalds-Filialen weltweit oder der Reisebüros deutschlandweit getroffen werden. Ergebnis war, dass die Gruppenschätzung besser waren als die Einzelschätzungen. Am Abend referierte dann Dr. Julian Müller zum Thema Populismus und anschließend zu polyzentrischen Demokratie, was erneut für reichlich Gesprächsstoff am Abend im „Heuss-Club“ sorgte.

Bild: Robert Schoder

Der vierte Tag stand an und damit eine Wanderung durch das idyllische Bergische Land nachdem am Vormittag über Themen wie „Effektiver Altruismus“ oder auch erneut KI referiert wurde. Nach intensiven Tagen tat der kleine Ausflug den Teilnehmern gut und es konnte anschließend gespannt den Worten Sebastian Everdings gelauscht werden, welcher sich die Frage stellte, ob sich die Menschheit zum besseren oder eher zum schlechteren entwickelt. Am Abend bekamen dann die Teilnehmer selbst die Möglichkeit, im Rahmen des Science Slam über eigenes Wissen zu dozieren und damit spannende Diskussionen anzuregen. Dabei reichte die Themenpalette von liberalen Aspekten in Deutschrap bis hin zu Wittgensteins Philosophie.
Am letzten Tag stand dann ein weiterer Vortrag von Everding auf dem Programm, in welchem die Denker Michael Sandel und Jason Brennan verglichen wurden. Nach dem Mittagsessen ging es dann für den harten Kern zum Abschluss in die Craftbeer Corner in Köln. Zu guter Letzt gilt Julian Arndts ein besonderer Dank, welcher als Veranstalter und Redner einiger Vorträge für viel Input und einen reibungslosen Ablauf sorgte!
Dieser Artikel spiegelt die Meinung des Autors, nicht der Organisation wieder. Dieser Blog bietet die Plattform für unterschiedliche liberale Ideen. Mehr zur Organisation auf www.studentsforliberty.de

 

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