Liberty Interviews – Alexandre Monnet

von Redaktion

Dr. Alexandre Monnet ist ein syrisch-französischer wissenschaftlicher Mitarbeiter an der KU-Eichstätt-Ingolstadt. Er ist tätig beim Lehrstuhl für Angewandte Mathematik.

Wann haben Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben den Wert von Freiheit erkannt?

Zu Beginn meines Studiums habe ich erkannt, dass die Auseinandersetzung mit mathematischen Themen nicht auf eine bestimmte Methode beschränkt ist. Es gibt eine bestimmte logische Abfolge, aber es gibt keine Beschränkung auf eine bestimmte Methode oder Vorgehensweise. In Ländern mit einem gewissen Bildungsniveau kann das als Ausdruck einer bestimmten Form von Gedankenfreiheit gelten. In diesem Kontext gibt es zahlreiche Anekdoten von Studenten, die unkonventionell gedacht haben. Die bekannteste Anekdote betrifft Carl Friedrich Gauss (1777-1855), als dieser noch in der Grundschule war. Eines Tages verlangte der Lehrer von Gauss‘ Klasse, alle Zahlen von 1 bis 100 zu addieren; er ging davon aus, dass die Klasse damit eine ganze Weile beschäftigt wäre Er war schockiert als der junge Gauss nach wenigen Sekunden Bedenkzeit die Antwort „5050“ notierte. Der Lehrer konnte nicht verstehen, wie der Schüler die Summe in so kurzer Zeit im Kopf berechnen konnte; der 8-jährige Gauss erklärte jedoch, dass das Problem im Grunde recht einfach sei. Er hatte die Zahlen paarweise addiert – die erste und die letzte, die zweite und die zweitletzte und so weiter, wobei er folgendes bemerkte: 1+100=101, 2+99=101,3+98=101. Hieraus folgerte er, dass sich die Summe aus 50 „101er-Blöcken“ zusammensetzt – was zum Ergebnis 5050 führt.

Welches Buch hatte den größten Einfluss auf Ihr Leben? Und welcher Denker hatte den größten Einfluss auf Sie?

Es gibt kein bestimmtes Buch oder einen bestimmten Denker, die mich am meisten beeinflusst haben. Es gibt viele philosophische und intellektuelle Richtungen, die starke Denker und Theoretikern hervorgebracht haben. Ich gebe nicht vor, dass ich deren Beiträge gelesen hätte, aber ich bin davon überzeugt, dass viele dieser Beiträge auf die ein oder andere Weise unser tägliches Leben beeinflussen. Ich gehe davon aus, dass uns diese Ideen implizit beeinflussen und beeindrucken, sie inspirieren uns zu positiven Beiträgen für die Gesellschaft.

Was ist Freiheit und wo liegen ihre Grenzen?

Das sind zwei allgemeine Fragen, zu denen es eine umfangreiche Literatur gibt. Ich denke, dass das die Geburt des Freiheits-Konzepts mit der Geburt des menschlichen Denkens zusammenfällt, es hat sich im Lauf der Geschichte erheblich entwickelt und adressiert hauptsächlich die Rechte des Einzelnen und die Fähigkeiten zum Wandel und zur Entscheidungsfindung ohne ungerechtfertigte Einschränkungen. Dies betrifft verschiedenste Aspekte des menschlichen Lebens. Der Ausdruck (ungerechtfertigte Einschränkungen) in der vorherigen Aussage führt uns zum zweiten Teil der Frage hinsichtlich der Einschränkungen von Freiheit. Ich bin überzeugt, dass die Grenzen der Freiheit (oder legitime Einschränkungen) im gesetzlichen Rahmen festgeschrieben sind, dem jeder Einzelne zustimmt und welcher die Freiheiten jedes Einzelnen auf verschiedenen Ebenen sichert, ohne dass anderen irgendeine Art von Schaden zugefügt wird. Manche mögen denken, dass das Schadens-Konzept relativ ist und durch die Kultur und die gesellschaftlichen Überzeugungen bedingt ist; ich aber bin geneigt zu glauben, dass es in Übereinstimmung mit wissenschaftlichen und objektiven Grundlagen festgesetzt werden kann, welche nicht durch partikuläre Denkweisen oder Überzeugungen verzerrt sind.

Brauchen wir Freiheit in den nächsten Jahrzehnten?

Freiheit war und wird immer notwendig sein. Freiheit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Fortschritt und Wohlstand. Und ich meine damit nicht nur Freiheit in sozialer, sondern in mehrerlei Hinsicht: sozial, politisch und ökonomisch. Besteht Freiheit nur in einer Hinsicht, kann dies langfristig zu einer verzerrten und unausgewogenen Gesellschaft führen, die einen fruchtbaren Boden für gewisse Formen des Totalitarismus schafft. Bedrohlich ist, dass wir Zeuge einer beschleunigten Entwicklung im Bereich der KI sind, die ein effektives Mittel für Regierungen werden könnte, um Individuen zu kontrollieren und sie ihrer Freiheiten zu berauben. Und in der ferneren Zukunft (die nicht allzu fern sein könnte) könnte dieses Verhalten der Regierungen das erworbene Bewusstsein der Maschinen beeinflussen und es zur Kontrolle und Vernichtung der menschlichen Rasse verleiten. Das mag nach Science-Fiction klingen, aber die Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklung steigt.

Wenn Sie eine riesige Botschaft am Brandenburger Tor platzieren könnten, was würde darauf stehen und warum?

Ich würde sagen “Freiheit beginnt mit zwei Wörtern: Ich denke.”

Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der gerade ins Berufsleben eintritt? Welchen Rat sollte er ignorieren?

Ich habe mehr als einen Ratschlag:

  • Beginne für deine Rente zu sparen
  • Lese viele Bücher
  • Lerne, wie man zusätzliches Geld verdient
  • Sei positiv, aktiv und produktiv
  • Sei offen für Veränderungen
  • Lerne von allem
  • Und der wichtigste Ratschlag: Ignoriere alles bisherige Gesagte, denn es ist dein EIGENES Berufsleben. Fühle dich FREI, du selbst zu sein.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich für das Interview durch eure Organisation aufrichtig dankbar bin und möchte euch alles Gute wünschen.

Das Interview wurde auf Englisch geführt und von Stefan Kosak ins Deutsche übersetzt.

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