Vielleicht hat Xi Jinping einfach einen kleinen Penis

von Nikodem Skrobisz

Vielleicht hat Xi Jinping einfach einen kleinen Penis. Vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht. Es würde allerdings eine Menge erklären. Er hat nämlich definitiv metaphorisch einen kleinen Penis, wie man es so nett vulgär unter uns Männer umschreibt, wenn jemand unabhängig von der tatsächlichen Größe seines Geschlechtsorgans ein extrem kritikunfähiges und angeberisches Verhalten an den Tag legt. Exzellente Beispiele für solch ein Defizit an Demut liefert nämlich der chinesische Staatspräsident jeden Tag aufs Neue.

Eins davon ist der Umgang mit der chinesischen Amazonseite, auf der quasi ausschließlich chinesische Bücher der Regierung verkauft werden. Dort gibt es unter anderem ein Buch von Xi Jinping. Nachdem zwei Jahr nach der Veröffentlichung mal eine negative Rezension dazu bei Amazon auftauchte, folgte prompt ein kaiserlich anmutender Erlass, der alle Rezensionen unter den perfekten 5 Sternen verbot. Einfach mal alle schlechten Rezensionen zum eigenen Buch auf Amazon löschen und verbieten – selbst Jeff Bezos hat genug Würde, das nicht bei seinen eigenen zu tun.

Ein anderes ist die Tatsache, dass alle Inhalte von und über den bekannten YouTuber PewDiePie in China zensiert sind, da dieser einmal in einem Video ein Meme zeigte, dass Xi Jinping mit Winnie Puh vergleicht.

Vor kurzem wurde sogar die Lesung einer Xi Jinping Biographie an der Leibniz Uni in Hannover durch die Propagandabehörden Chinas gestoppt. Es lag nicht daran, dass diese von den Journalisten Stefan Aust und Adrian Geiges geschriebene Biographie besonders kritisch wäre, im Gegenteil, sie porträtiert ihn ziemlich positiv als mächtigsten Mann der Welt. China störte sich allerdings daran, dass man doch nicht über den kultisch verehrten Xi wie über einen normalen Menschen sprechen dürfe. Ein sachliche Biographie ist China viel zu profan. Wer Xi nicht vergöttert, sollte lieber schweigen, auch außerhalb von Chinas Grenzen.

Man will sich gar nicht erst vorstellen, was mit Leuten passiert, die es in China wagen würden mit einem Pappschild rumzulaufen auf dem „Xi Jinping muss weg!!11!“ steht. (Die Leute, die die letzten Jahre jedes Wochenende mit Merkel-muss-weg-Schildern gegen eine angebliche Diktatur in Deutschland demonstrierten, tun mir manchmal leid. Psychische Krankheiten mit solchen schweren Wahrnehmungsstörungen sind schon ein schweres Los.) Oder mit Leuten, die theorisieren, ob denn der Machthaber aufgrund seiner Kritikunfähigkeit eventuell ein kleines Geschlechtsorgan kompensieren muss. Vermutlich werden solche Leute ebenso wie die Uiguren in Xinjang einer sorgfältigen Umerziehung zugeführt oder gleich für die Organspende zugelassen. Jemand, der so dünnhäutig auf Kritik reagiert und so blutig auf die eigene Bevölkerung einschlägt wie die Kommunistische Partei Chinas und ihr Führer, ja, der scheint metaphorisch gesprochen, mit einem Nanopenis durch das Leben zu navigieren.

Das manchmal etwas Unschöne an einer offenen Gesellschaft wie in Deutschland ist, dass jeder hier alles sagen kann, selbst wenn es dumm oder dreist erlogen ist. Ich könnte zum Beispiel ohne Beweise behaupten, dass Xi Jinping einen winzigen Penis hat, den er mit eine Menge hitlerschen Autoritarismus zu kompensieren versucht. (Danke Böhmi fürs Killen von §103 StGB) Der durchgeknallte Querdenker von nebenan und der russische Geheimdienst können unbelegte Lügengeschichten darüber verbreiten, dass der Biontech-Impfstoff gefährlich ist und man Corona eher mit Entwurmungsmitteln für Pferde behandeln sollte. Jeder kann Bullshit verbreiten. Das macht manche Dinge, wie die Bekämpfung von Pandemien oder der Erhalt eines positiven Images für eigentlich ziemlich gute Institutionen wie die EU, ziemlich schwierig.

Das aber tausendmal Schönere an einer offenen Gesellschaft ist, dass jeder frei seine Meinung äußern und auch die Wahrheit – oder das was er dafür hält – öffentlich aussprechen kann. So können ehrliche Rezensionen auf Amazon und Google von echten Nutzern dabei helfen herauszufinden, welche Bücher und Restaurants man meiden sollte, wenn man keinen Brechdurchfall riskieren will. Oder wenn die Regierung Scheiße baut, wissen sofort alle Bescheid. Als ich zum Beispiel einmal während eines Praktikums im Bundestag ein eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes Gutachten der deutschen Cyberabwehr für meinen Abgeordneten bearbeitete und dafür recherchierte, stellte sich heraus, dass netzpolitik.org das Gutachten einen Tag vor mir schon auf dem Schreibtisch gehabt und veröffentlicht hatte. Eine offene Gesellschaft, die Missstände offen diskutiert, ist allerdings nicht nur besser informiert und transparenter. Entscheidungsträger, die Mist bauen, ernten Shitstorms und müssen Verantwortung für ihre Fehltritte übernehmen. Es herrscht dadurch am Ende mehr Vertrauen in diejenigen, die das Vertrauen wert sind und es sich jeden Tag neu erkämpfen, z.B. Experten. Liberale Demokratien sind ein unschönes Chaos, aber ein Chaos, in dem die Wahrheit, Freiheit und Anständigkeit überleben und langfristig sich in der Regel auch durchsetzen können. Der Schein ist oft ziemlich hässlich, aber darunter ist sehr schönes Sein.

Das Gegenteil ist China: Propagandistisch schicker Schein, gallenbitteres Sein. Alle bewundern die tollen Bilder von den Infrastrukturprojekten, der Eisbahn, der so schnell hochgezogenen Städte – aber keiner wird gern erwähnen, dass es Probleme gibt, sauberes Trinkwasser in diesem Land zu bekommen. Oder dass die Ungleichheit im chinesischen Kommunismus höher ist als selbst in der kapitalistischen USA. Oder dass dieser ganze Schein auf einer Menge Zwangsarbeit und vor allem sehr faulen Kredite aufgebaut wurde, die nun langsam auseinanderfallen. Stichwort: Chinesische Eisenbahn und Evergrande zum Beispiel. Auch traut niemand überhaupt jemanden, weil jeder halbwegs mitdenkende Mensch in China weiß, dass alles von der Regierung erstunken und erlogen ist, weil kein Politiker für Fehler öffentlich Verantwortung übernehmen muss. In der Rhetorik gegen jegliche Kritik versteckt sich die chinesische Regierung gern hinter dem chinesischen Volk, welches Xi als seine „Mauer aus Blut und Stahl, geformt aus 1,4 Miliarden Chinesen“ bezeichnet. Wer die Kommunistische Regierung oder Xi kritisiert, der beleidigt demnach jeden einzelnen dieser 1,4 Milliarden Chinesen – schon ziemlich cringe, wenn du dich als Politiker hinter dem von dir versklavten Volk verstecken musst, statt selbst Verantwortung zu übernehmen, nicht?

Deswegen braucht die Diktatur in China – die sich nun selbst als „Demokratie“ zu bezeichnen versucht in einer weiteren dreisten Lüge auf der endlosen Liste – auch soetwas wie ein Social Credit System und massive Zensur. Wäre es dort nämlich so toll, wie Xi gern behauptet, wäre der Aufwand gar nicht nötig. Ohne totale Überwachung, würden die Menschen aber dauernd laut auf die massiven Missstände hinweisen, und dann müsste die Chinesische Regierung tatsächlich eigene Fehler eingestehen und lösen, statt sie zu leugnen bis sie unlösbar werden – wie zum Beispiel das Erscheinen (oder Entkommen? Wer weiß, wir haben keine Transparenz) eines neuen Virus Ende 2019 oder eine Schuldenkrise. Gäbe es eine freie Presse in China, wäre Xi Jinping heute nicht Präsident und ein Parlament würde über Reparationszahlungen an die Opfer des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens debattieren. Aber ohne freie Presse akkumulieren sich langfristig die Lügen; die Medienlandschaft driftet in eine von der Wirklichkeit entkoppelte, ideologische Wahnvorstellung ab und reißt auch die Führung mit, was den unvermeidlichen Aufschlag auf den Boden der Tatsachen irgendwann nur noch schmerzhafter machen wird. Der Druck im Kessel steigt, je verbitterter man den Deckel draufdrückt.

Am Ende wird es mit China und Xi so enden, wie mit allen totalitären, größenwahnsinnigen Systemen, die am Vermutlich-kleiner-Penis-Syndrom leiden. Sie werden sich in ihren Lügen verheddern und sich damit am Ende selbst aufknüpfen. So wie Hitler, der in seinem rassistischen Größenwahn der halben Welt den Krieg erklärte und am Ende sich in einem Loch unter der Erde die Kugel gab. So wie Mussolini, dessen Leiche öffentlich geschändigt wurde. So wie Stalin, der elendig verreckte, weil kein Arzt sich traute ihm zu helfen. Sic semper tyrannis.

P.S.: Sollte mir nach der Veröffentlichung dieses Artikel etwas zustoßen oder ich plötzlich verschwinden, so würde ich das als einen Hinweis darauf deuten, dass Xi Jinpings Penis tatsächlich sehr klein ist.


Lektüretipp:

Strittmatter, Kai, Die Neuerfindung der Diktatur: Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert (2020)

Dieser Artikel erschien zuerst auf Nikodems Blog und wird hier mit freundlicher Genehmigung erneut veröffentlicht. Er spiegelt die Meinung des Autors, nicht der Organisation wider. Dieser Blog bietet die Plattform für unterschiedliche liberale Ideen. Du möchtest auch einen Artikel beisteuern? Schreib uns einfach eine Mail: redaktion@derfreydenker.de!
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