Protektionismus, Lobbyismus & Patriotismus

von Bader Zaidan

Das jüngste Erstarken des wirtschaftlichen Nationalismus’ geht einher mit Forderungen nach stärkerer Regulierung und Einschränkung des internationalen Handels. Insbesondere die US-amerikanischen Strafzölle auf ausländische Produkte haben weltweit zu politischer Unruhe geführt und gerade amerikanische Unternehmen benachteiligt.
Die Zweckmäßigkeit von Zöllen wird von Politikern und Experten seit jeher debattiert. Ein wesentliches Argument ist, dass  wettbwerbschädliche Industriesubventionen anderer Staaten die heimische Wirtschaft unfair benachteiligen würden und ausgeglichen werden müssten. Auch Linke folgen der protektionistischen Argumentation, um ihre überflüssige Regulierungen durchzusetzen, wenn sie behaupten, die Niedriglohnkonkurrenz aus anderen Ländern würde einheimische Arbeiter bedrohen. Die Österreichische Schule der Nationalökonomie hat einige Argumente zu diesem Thema erarbeitet.
Zuallererst sind Zölle wettbwerbsschädlich. Denn von der Warte des Konsumenten aus betrachtet, tun sie nichts, um die Qualität eines Produkts zu steigern oder seinen Preis zu senken. Im Gegenteil: im direkten Vergleich minderwertige (einheimische) Produkte erhalten einen Vorteil gegenüber qualitativ höherwertigen (ausländischen) Produkten. Ein Einfuhrzoll auf Autos trägt nichts dazu bei, dass diese besser werden, sondern erhöht lediglich den Preis für ausländische Autos. Daher wird der Konsument gezwungen, ein Produkt zu kaufen, das teurer ist, als es ohne Zölle wäre, oder das eine schlechtere Qualität hat, als das Produkt, das er ohne Zölle gekauft hätte.
Auch im breiteren Kontext leisten Zölle nichts, um die einheimische Wirtschaft zu stärken. Sie reduzieren die Kaufkraft der Konsumenten und päppeln Unternehmen, die am internationalen Markt nicht wettbewerbsfähig sind. Sicherlich gibt es auch Einzelne, die davon profitieren – zum Beispiel diejenigen, die in den durch Zölle geschützten Branchen arbeiten – aber letztlich werden sie nur davon abgehalten, in jenen Branchen zu arbeiten, die im internationalen Vergleich tatsächlich profitabel sind. Ein klassisches Beispiel für das, was Bastiat meint, wenn er davon spricht, dass die Politik zu oft nur das berücksichtigt, was man unmittelbar sieht, aber nicht was mittel- und langfristig im Verborgenen liegt.
Ausländische Subventionen können durchaus einen Schaden für die einheimische Wirtschaft bedeuten, wie das Beispiel der chinesischen Subventionen für die dortige Stahlindustrie zeigt. Die Fehlleitung von Kapital – abgezweigt von wettbewerbsfähigen Branchen, um defizitäre zu unterstützen – führen über Kurz oder Lang zu höheren Preisen und Fehlinvestitionen. Trotzdem können andere Wirtschaftsräume davon profitieren, weil sie mit günstigeren Produkten versorgt werden und damit die Kaufkraft steigt. Auch hier schaden Zölle also mehr als sie nutzen.
In der Österreichischen Literatur finden sich dazu viele Argumente. Henry Hazlitt schreibt in seinem Buch “Economics in One Lesson”:

Es wären jetzt Amerikaner in der Pulloverindustrie beschäftigt, die vorher nicht dort gearbeitet  haben. So viel ist richtig. Aber die Wirtschaft oder die Beschäftigung des Landes hätte nicht zugenommen. Weil der amerikanische Verbraucher fünf US-Dollar mehr für die gleiche Pulloverqualität zahlen muss, hat er jetzt genau diesen Betrag weniger, für den er etwas anderes hätte kaufen können. Er muss seine übrigen Ausgaben um fünf US-Dollar kürzen. Damit eine Branche sich entwickelt oder ins Leben gerufen wird, müssen hundert andere Branchen schrumpfen. Damit in der Pulloverindustrie vielleicht 50.000 Menschen Beschäftigung finden, wären in anderen Branchen 50.000 Menschen weniger beschäftigt.

Immer wieder verkennen Protektionisten, dass sich ihre Argumente nicht nur international, sondern auch national anwenden ließen. Ebenso wie die USA aufgrund eines höheren Lohnniveaus einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Mexiko haben könnte, ist dies der Fall für New York gegenüber Alabama, für Deutschland gegenüber Kroatien oder für München gegenüber Dresden, usw. Murray Rothbard macht die Absurdität der protektionistischen Logik in seinem Artikel “Protectionism and the Destruction of Prosperity” deutlich: 

Warum sollte Handel, also Importe, nicht eingeschränkt oder gar verboten werden, wenn sie nachteilig sind für eine Stadt, eine Nachbarschaft, einen Wohnblock, oder um es zu Ende zu denken, eine einzelne Familie? Warum sollten die Jones nicht verfügen, dass kein Familienmitglied mehr Güter oder Dienstleistungen kaufen darf, die außerhalb der Familie hergestellt wurden? Der Hunger würde diesen lächerlichen Versuch der Eigenversorgung schnell beenden.

Letztlich ist die Konsequenz, dass Zölle für Konsumenten und Arbeiter nachteilig sind. Protektionismus ist stets nur der Schutz für mächtige Industrielobbys, versteckt hinter Patriotismus. Gescheiterte Branchen  werden auf Kosten der erfolgreichen Unternehmen und der Konsumenten am Leben gehalten.
Quellen: 
https://mises.org/wire/against-trumps-tariffs-0
https://mises.org/wire/6-reasons-why-trade-war-chinese-pointless
Murray Rothbard, Protectionism and the Destruction of Prosperity
Henry Hazlitt, Economics in One Lesson

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1 Kommentare

Protectionism, Lobbyism and Patriotism - Speak Freely 21. Dezember 2019 - 11:17

[…] The article was first published in German at PEACE LOVE LIBERTY. […]

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