Der Weg zur Freiheit liegt in Parallelstrukturen

von Juan De Dios Estevez

Rigidität als derzeitige Default-Option

Starre Strukturen prägen viele Institutionen in unserer Gesellschaft. Sie lassen nur wenig Raum für Innovation und Kreativität. Oft sind wir uns nicht einmal bewusst, dass dies problematisch ist. Diese Strukturen weiten ihre Kontrolle über uns aus und versuchen, jeden Aspekt unseres Lebens zu lenken. Dadurch haben wir weniger und weniger Macht über unser eigenes Leben und wird unsere Freiheit erstickt.

Es scheint fast unmöglich zu sein, gegen diese Strukturen anzukämpfen. Der Staat, die Bürokratie, das Finanzsystem, das Bildungssystem – sie alle wachsen unaufhaltsam wie die mythische Hydra. Regierungen versuchen nicht nur, neue Technologien zu kontrollieren, sondern sogar Ideen und Meinungen einzuschränken, um ihre Kontrolle über die Individuen aufrechtzuerhalten. Daher stellt sich die Frage: Können wir diese Strukturen überhaupt reformieren? Sind wir möglicherweise an einem Punkt angelangt, an dem es kein zurück mehr gibt?

An dieser Stelle kommen Parallelstrukturen ins Spiel. Statt gegen den Leviathan anzukämpfen, können wir eine Alternative schaffen, in der das staatliche Ungeheuer keine Rolle spielt. Durch die zunehmende Globalisierung und Technologie können wir staatliche Überregulierung und Verbote leichter umgehen als je zuvor. Nationalstaaten sind nicht mehr notwendig, um Wohlstand zu schaffen oder in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu leben. Wir können unsere eigenen Strukturen entwickeln, die die Schwächen der aktuellen Systeme überwinden. Dezentralisierung und Freiwilligkeit können an die Stelle von Rigidität und Zwang treten, Innovation und spontane Ordnung können Bürokratie und Regulierung ersetzen. Dank Bitcoin und der zugrunde liegenden Idee sind Paralellstrukturen keine bloßen Konzepte auf dem Papier, sondern bereits Realität.

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Lasst uns die Innovation vorantreiben

Ein Beispiel für eine veraltete Struktur in unserer Gesellschaft ist das Schulsystem. Während neue Technologien wie Uber, Airbnb und Spotify ihre Branchen auf den Kopf gestellt haben, fehlt es dem Schulsystem an dieser Innovation. Homeschooling ist in vielen Ländern praktisch unmöglich (z. B. Deutschland) oder sogar verboten (z. B. Schweden). Diese Zwangssysteme, die alternative Ansätze unterdrücken, sind unmoralisch und illegitim, da sie die natürlichen Freiheiten von Individuen und ihren Familien auf einen one–system–fits–all approach beschränken. Es gibt einfach keine Ausstiegsoption aus diesen Strukturen.

Statt das menschliche Potenzial innerhalb dieser veralteten Strukturen weiter einzuschränken, sollten wir danach streben, unsere menschliche Kreativität freizusetzen und alternative Gestaltungsmöglichkeiten zu finden. Obwohl wir in den marktwirtschaftlichen Prozessen viele Innovationen sehen, hat es wenig Fortschritt in der Art und Weise gegeben, wie Menschen zusammenleben und interagieren – im Markt des Zusammenlebens – insbesondere aufgrund des Monopols der Nationalstaaten und ihrer Strukturen. Aber was wäre, wenn wir neue Rahmenbedingungen schaffen könnten, in denen Innovation und Freiwilligkeit in jedem Aspekt unseres Lebens willkommen sind? Genau solch ein Rahmen wird von der Free Cities Foundation entwickelt, und die ersten Ergebnisse davon sind die „Zones for Employment and Economic Development“ (ZEDEs) in Honduras. In diesem Rahmen werden Individuen nicht von einer Regierung gezwungen, sondern können frei handeln und die Möglichkeit haben, das Richtige für ihre Bedürfnisse und Ziele zu wählen. Durch neue Rahmenbedingungen außerhalb der Nationalstaaten könnten wir die Innovation in der Regierungsführung vertiefen und die menschliche Freiheit und den Wohlstand maximieren.

BTC als Katalysator

Eine Freie Stadt bietet den Rahmen, in dem neue Strukturen zum Leben erweckt werden können. Es geht nicht darum, gegen den bestehenden „Leviathan“ anzukämpfen, sondern eine Alternative für diejenigen anzubieten, die nach einer solchen suchen. Die Natur des Bitcoin hat gezeigt, dass ein dezentrales System nicht nur möglich, sondern auch zuverlässig sein kann. Wo moderne Strukturen nicht ausreichend waren, hat Bitcoin eine Alternative geboten. Bitcoin ist nicht vom modernen Finanzsystem abhängig; es unterliegt nicht den Anweisungen von Bürokraten oder Politikern – Bitcoin existiert parallel zu all diesen Strukturen.

Die Stärke von Bitcoin beruht nicht nur darauf, was es ist, sondern auch darauf, was es vermittelt. Dank seiner Peer-to-Peer-Natur ist Bitcoin nicht auf Dritte angewiesen. Es hat sich von einer zentralen Autorität (z. B. Zentralbanken) freigemacht und ermöglicht dank der Blockchain sichere Transaktionen innerhalb einer Parallelstruktur. Ob du dich dafür entscheidest, Bitcoin zu nutzen oder nicht, liegt allein bei dir – es ist letztendlich eine freiwillige Entscheidung.

Also… Was wäre, wenn wir dieses Konzept auch auf andere Aspekte unseres Lebens übertragen würden?  Denken wir einen Moment lang über die Möglichkeit von dezentralisierten autonomen Organisationen (DAO) oder über das Potenzial einer auf der Blockchain basierten Demokratie nach. All diese Veränderungen wären vorteilhaft für Individuen, besonders für diejenigen, die von den aktuellen Strukturen der Gesellschaft zurückgelassen werden.

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Die Zukunft ist da – zumindest für diejenigen, die nach ihr suchen

Einige dieser Institutionen und Strukturen sind nicht nur starr, sondern in einigen Ländern sogar korrupt. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf Lateinamerika, einen Kontinent voller Potenzial, der heute hauptsächlich mit sich selbst kämpft. Ein Unternehmer zu sein oder einfach einen Marktstand zu eröffnen, ist mit viel Bürokratie verbunden. Die Menschen investieren ihre Energie und Kreativität, um sich umständlichen Vorschriften zu entziehen, Energie und Kreativität, die anderswo genutzt werden könnten. Bitcoin hat die Notwendigkeit eines Vermittlers bei Finanztransaktionen beseitigt – lasst uns versuchen, die Hindernisse in anderen Bereichen unseres Lebens ebenfalls zu beseitigen. So können wir unsere Kreativität freisetzen, um ein freieres und wohlhabenderes Leben zu schaffen, anstatt uns mit Regierungsformularen auseinandersetzen zu müssen. In einer Welt, die von Innovationen und nicht von Verboten geprägt ist, können wir neue Arten des Zusammenlebens entdecken.

Próspera, das Flaggschiff der ZEDEs in Honduras, versucht genau das zu erreichen. Honduras ist eines der gefährlichsten Länder der Welt. Geschäfte zu führen und zu investieren ist aufgrund der instabilen Regierung schwierig. Genau hier bietet Próspera eine Alternative. Da sie Autonomie genießt, kann Próspera ihre eigene Governance-Struktur schaffen und entwickeln. Jede Person, die Einwohner werden möchte, muss das sogenannte Agreement of Coexistence (AoC) akzeptieren, womit sie explizit der Charter von Próspera zustimmen (die höchstrangige lokale Norm der Gerichtsbarkeit). Dieser schriftliche Vertrag legt die Pflichten und Rechte der Bewohner fest und garantiert sie.

Was den Vertrags-Theorie-Ansatz von Próspera interessant macht, ist die „Ausstiegsklausel“. Die Pflichten und Befugnisse der ZEDE gegenüber ihren Bewohnern und ihrem Eigentum leiten sich aus einem realen und physischen Vertrag (AoC) ab. Jeder Bewohner kann seine zivilen und politischen Rechte gegenüber der ZEDE vor Gericht oder in einem Schiedsverfahren durchsetzen (einschließlich Eigentums-, Vertrags- und Arbeitsgelegenheiten). Anders als in den aktuellen Nationalstaaten kann hier keine einseitige Entscheidung getroffen werden. Jede Änderung des AoC muss von beiden Parteien zugestimmt werden.

Dank ihrer Autonomie kann Próspera viel Raum für Experimente bieten. Ihre Online-Plattform ermöglicht es jedem Bewohner, Geschäftsgründung, Steuerformulare oder andere Verfahren mit wenigen Klicks in Angriff zu nehmen. Während man in Honduras etwa 42 Tage braucht, um ein Unternehmen zu gründen, benötigt man in Próspera nur einen einzigen Tag (1!). Dank der unkomplizierten Prozesse können sich die Menschen auf das konzentrieren, was wichtig ist, anstatt ihre Zeit damit zu verschwenden, Formulare bei Behörden auszufüllen.

Und was ist mit Bitcoin? Nun, als Geschäftsinhaber in Próspera entscheidest du, welche Art von Währung du akzeptieren möchtest. Bitcoin, Fiat oder andere Arten von Währungen – die Entscheidung liegt bei dir.

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Einer der Vorteile von Parallelstrukturen ist, dass wir Raum für Wettbewerb und Experimente haben. Próspera ist nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten. Durch den Trial-and-Error-Prozess können wir lernen und unsere Strukturen verbessern und anpassen, um die Bedürfnisse der Menschen besser zu erfüllen. Wenn es um Governance geht, ist Flexibilität der Schlüssel. Diejenigen Strukturen, die in der Lage sind, sich an neue Herausforderungen anzupassen und Raum für Innovation geben, werden erfolgreich sein. Im Jahr 1976 veröffentlichte der Nobelpreisträger F.A. Hayek ein Buch, in dem er für Währungswettbewerb warb. Kryptowährungen schaffen genau das. Jetzt sollten wir dies auf andere Bereiche unseres Lebens ausweiten. Wir müssen unsere Strukturen nicht von innen heraus ändern, sondern lassen sie lieber mit neuen Ideen konkurrieren.

Dieser Artikel wurde im Rahmen des BitcoinTalents-Programms verfasst, erschien zuerst bei Medium und wird hier in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Um mehr über das Programm zu erfahren, besuchen Sie bitte die offizielle Website. Der Artikel spiegelt die Meinung des Autors wider, nicht unbedingt die des Programms, seiner Sponsoren oder des Magazins.

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